Beim SM werden viele Dinge ausgetauscht. Es ist legitim, Macht zu
tauschen, Freude zu tauschen, Liebe zu tauschen oder Kontrolle zu
tauschen. Die Dynamik der menschlichen Interaktion ist das Spiel
und das Abenteuer des Lebens. Diejenigen, die ein authentisches
Bedürfnis haben, spirituelle Entwicklung durch SM zu erfahren,
sind eine kleine, ausgewählte Gruppe der allgemeinen Bevölkerung
mit einem besonderen Bedürfnis nach Austausch.
Es dreht sich alles um Gehorsam.
Die Notwendigkeit des Gehorsams, die Richtung, die sich daraus
ergibt, das Selbstwertgefühl und der Stolz, die sich aus der
Gewohnheit des Gehorsams ergeben. Gehorsam ist der Herzschlag der
Sklaverei. Gehorsam ist der Grundton der Evolution für diejenigen
von uns, für die SM der einzige authentische Weg zu unserem
Wachstum, unserer Bestimmung und unserem Glück ist.
Gehorsam wird gegen Verantwortung
getauscht. Und zwar in gleichem Maße und in den gleichen
Bereichen unseres Lebens. Gehorsam, der ohne einen angemessenen
Tausch von Verantwortung geleistet wird, bedeutet die Aufgabe des
Geistes.
Es ist diese Preisgabe des
Geistes, die jeden Sklaven, ob er will oder nicht, dazu zwingt,
letztendlich die Bedingungen in Gang zu setzen, die eine Trennung
von demjenigen erfordern, dem der Gehorsam gegeben wurde, wenn der
Geist aufgrund mangelnder Verantwortung für diesen Geist
ausgehungert wird.
Viele Meister vermeiden es,
Verantwortung für bestimmte Bereiche im Leben eines Sklaven zu
übernehmen. Manchmal geht es dabei um die Arbeit, die religiösen
Praktiken oder die familiären Verpflichtungen. Es ist dann
richtig, in den Bereichen, die von der übernommenen Verantwortung
ausgeschlossen sind, keinen Gehorsam zu verlangen.
Die Herausforderung besteht darin,
die „Zwiebel”
sanft zu schälen, da für jede der Situationen und Umstände, für
die Verantwortung übernommen wird, Gehorsam gefordert wird.
Verantwortung ohne Gehorsam ist akademisch und leer. Gehorsam ohne
Verantwortung ist geistig unverantwortlich.
Ein Elternteil ohne Gehorsam kann
es sich nicht leisten, sein Kind draußen spielen zu lassen, denn
wenn es von der Straße gerufen wird, um nicht von einem Lastwagen
überfahren zu werden, ist das Kind, das die Möglichkeit hat,
nicht zu gehorchen, ungeschützt. Die Eltern können ihrer
Verantwortung nicht gerecht werden, wenn die Möglichkeit besteht,
sich zu weigern, die Straße zu verlassen. Ohne den Schutz, der
sich aus dem unbedingten Gehorsam gegenüber den Eltern ergibt,
ist das Kind nicht frei zu spielen, zu erforschen oder Erfahrungen
zu machen. Alles sinnvolle Wachstum kommt nur aus der Erfahrung.
Wenn der Gehorsam zwar gegeben
ist, die Eltern aber nicht die Verantwortung übernehmen, auf das
Kind aufzupassen, wenn es draußen spielt, ist dieser Gehorsam
vergeudet und trägt nichts zu den Erfahrungen bei und wird das
Kind letztlich daran hindern, zu forschen.
Das spirituelle Wachstum, das wir
durch SM erfahren, und die Beziehungen, die wir aufbauen, um
dieses Wachstum zu unterstützen, sind weitaus komplexer und
anspruchsvoller als die Aufgabe eines Elternteils, der auf ein
Kind aufpaßt. Der „Lastwagen”,
vor dem wir den SM-„Schüler”
schützen, kann so subtil sein, daß nur ein reiner Geist und ein
verfeinerter Instinkt den Lastwagen überhaupt sehen können. Der
persönliche Gehorsam des Entwicklers ist die einzige wirkliche
Möglichkeit, sich dafür zu qualifizieren, die Verantwortung für
denjenigen zu übernehmen, der entwickelt wird.
Gehorsam qualifiziert denjenigen,
der die Verantwortung übernimmt. Gehorsam qualifiziert
denjenigen, der entwickelt wird. Es geht nur um Gehorsam.
Der Prozeß beginnt am leichtesten
mit einem einfachen Austausch von Verantwortung gegen Gehorsam, in
Bereichen, die keine großen Auswirkungen haben. In dem Maße, wie
die weniger wichtigen Bereiche des Lebens eines Menschen auf ein
Leben im Gehorsam umgestellt werden, entwickelt sich die
Gewohnheit, dies zu tun. Nach und nach, Aktivität für Aktivität,
wird ein Befehl gegeben und die Verantwortung für jede der
gestellten Forderungen übernommen. Es entsteht Vertrauen, und der
Geist im Innern lernt im Stillen, daß er nicht vergessen wird.
Die Etablierung einer Geschichte
des Gehorsams schafft die Fähigkeit zu weiterem Gehorsam und
führt in einem Kreislauf zu größerem Gehorsam. Wenn ein
kritisches Maß an Gehorsam erreicht ist, werden diejenigen, die
Verantwortung übernehmen, aus ihrem eigenen Gehorsam heraus die
Einsicht und Inspiration entwickeln, bedeutende Veränderungen zu
fordern. Die Gewohnheit, auch die „kleinen
Dinge”
zu befolgen, wird sowohl den Gehorsamen als auch den
Verantwortlichen für größere, bedeutsamere Veränderungen
qualifizieren.
Wie bei der Arbeitsteilung, die
die industrielle Revolution ermöglichte, wachsen beide, wenn sich
jeder nur auf das konzentriert, was sein Job, seine Aufgabe, seine
authentische Tätigkeit ist. Der eine hat die einzigartige
Verantwortung des Gehorsams. Der andere hat einen einzigartigen
Gehorsam gegenüber der Verantwortung.
Wenn der
Austausch von Gehorsam und Verantwortung wirklich im Rahmen der
persönlichen Integrität eines jeden erfolgt, wird er sich auf
natürliche Weise entwickeln, und kein Auftrag wird sich
herausfordernder anfühlen als jeder andere zuvor, selbst wenn
bedeutendere Veränderungen verlangt werden. Wenn wir ehrlich zu
uns selbst sind, können wir erkennen, daß wir dazu geschaffen
wurden, dies zu tun. Unsere Fetische sind keine Zufälle in
unserem Leben, sondern ein Wegweiser, um die Rolle zu erfüllen,
die uns zugedacht ist.
Dieser Austausch ist nicht für Gelegenheits-SM-Spieler
gedacht, sondern für diejenigen, die die Realität und die
Schwere der Aufgabe erkannt haben, die SM in unserem Leben spielt.
Alles, was ernsthaft betrieben wird, insbesondere so ernsthaft,
daß wir bereit sind, unser moralisches Leben darauf zu verwetten,
erfordert eine klare Vorstellung von unserer Rolle. Wir können
unseren Austausch so definieren, wie wir wollen, aber wenn wir
anfangen, wirklich zu spielen, gibt es nur einen ultimativen
Austausch, der eine ultimative Wirkung hat.
Es geht um
Gehorsam, entweder um den Gehorsam, der notwendig ist, um größeren
Gehorsam zu entwickeln, oder um Verantwortung für einen anderen
zu entwickeln.
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